Die apostolische Gemeinschaft
Renaissance
Aus dem Kloster vertrieben, ihrer Güter und ihres Status als Ordensfrauen beraubt, verdienen Seraphine Hauvarlet und ihre Mitschwestern ihren Lebensunterhalt als Arbeiterinnen und führen so auch das Gemeinschaftsleben weiter.
Als sich die politische Situation nach der Machtübernahme Napoleons endlich beruhigt, bemühen sie sich unermüdlich, ihr Kloster wiederzubekommen und kaufen einen Teil der Gebäude zurück.
Aber sie kehren nicht zum kontemplativen Leben zurück. Ab 1801 unterrichten sie arme Kinder, aber auch Schülerinnen aus wohlhabenderen Familien, um ihr Budget im Gleichgewicht zu halten.
So sind sie also wieder in ihrem Haus, diesmal als Lehrerinnen und Erzieherinnen, immer darauf bedacht, auf die Anforderungen der Zeit zu antworten und einzugehen.
Eine entscheidende Etappe
1820, nach dem Tod von Seraphine Hauvarlet, hat die Gemeinschaft noch immer keine offizielle kirchliche Anerkennung. Aber der Bischof von Tournai nimmt sie unter seine Obhut und möchte sie zu einem Modellpensionat machen. Die Schwestern ihrerseits haben den Wunsch, sich noch mehr in der ignatianischen Spiritualität zu verwurzeln. 1837 legen elf Schwestern, die „Dames de Saint André“, nach einer provisorischen ignatianischen Regel ihre Gelübde ab.
Es braucht aber noch zwanzig Jahre und die Überwindung vieler Hindernisse, bis sie Konstitutionen erhalten, die denen des hl. Ignatius direkt angeglichen sind.
Mit der Verkündigung dieser neuen Konstitutionen am 14. April 1857 wird die Gemeinschaft vom Heiligen Andreas eine apostolische Kongregation römischen Rechts, die ganz auf die Mission ausgerichtet ist. Es ist das Ergebnis einer langen Krisenzeit und der Beginn eines neuen Elans.
Ausgesandt in die Welt
Die ignatianischen Konstitutionen öffnen die Tore zur Welt. Bald werden Gemeinschaften außerhalb von Tournai gegründet. Zunächst in Flandern, in Brügge und später in Antwerpen, dann in England (Jersey und London) und anschließend wieder in Belgien (Charleroi, Brüssel…). 1914 gehen fünf Schwestern an Bord eines Schiffes nach Brasilien. Unsere fünf Gemeinschaften in Brasilien machen heute ein Drittel der Kongregation aus. 1932 brechen fünf Schwestern in den Kongo auf. Heute wirken Schwestern in drei Gemeinschaften am Wiederaufbau dieses Landes mit.
Auf all diesen Kontinenten haben die Schwestern Schulen gegründet, sind Lehrerinnen, Katechistinnen, Begleiterinnen geistlicher Exerzitien geworden.
Der Krieg und seine Folgen
1940 wird das Mutterhaus in Tournai, in dem die Schwestern seit dem 13. Jahrhundert gelebt haben, von Brandbomben fast völlig zerstört. Übrig bleiben nur Ruinen, aber alle Schwestern kommen mit dem Leben davon. Einige Kilometer entfernt, in Ramegnies-Chin, errichten sie ein neues Gebäude. Dabei kommt es fast zum finanziellen Zusammenbruch und es braucht die Umsicht und Energie der neuen Generaloberin, Claire Legrand, um die Gemeinschaft aus diesen Schwierigkeiten herauszuführen und bereit zu machen, es mit den Veränderungen aufzunehmen, die sich in Kirche und Welt ankündigen.
Löwen zur Zeit des 2.Vatikanischen Konzils
1956 zieht das Ausbildungshaus der Schwestern in Belgien nach Löwen, mitten ins Zentrum der Universitätsstadt. Debatten und neue theologische Strömungen sind schon vor dem Konzil in intellektuellen und kirchlichen Kreisen lebendig. Hier entdecken die Schwestern die ökumenische Bewegung und setzen sie für sich in einer spirituellen Ökumene um, die im Gebet und in geschwisterlicher Begegnung ihren Ausdruck findet. Das Haus steht Studierenden, Professoren, und Kirchenmännern offen.
Neue Zeiten, neue Orte...
1972 kaufen die Schwestern ein Haus in Ameugny, einem Dorf einen Kilometer von Taizé entfernt. Marie-Tarcisius Maertens siedelt mit dem Noviziat und den in der Ausbildung befindlichen Schwestern dorthin über. In Belgien wird das Haus in Löwen geschlossen. Grund dafür ist die sprachliche Spaltung des Landes und ihre Auswirkung auf die Universitäten.
Jahrzehnte sind seitdem vergangen… und die Andreasschwestern haben den Hügel von Taizé nicht verlassen. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft der Brüder entwickelt sich weiter, um einem immer umfangreicheren, aber auch internationaleren und ökumenischeren Empfang gerecht zu werden.
Die jungen Frauen, die in die Gemeinschaft eintreten, haben immer vielfältigere geographische und kirchliche Hintergründe. Sie bringen ihre Talente, ihre Dynamik und ihre Bestrebungen ein. Mit ihnen öffnet die Kongregation sich für eine immer weitreichendere Internationalität.
Diese bereits geschenkten Früchte zeichnen eine Zukunft, die auf den Heiligen Geist hört und auf die Bedürfnisse der Welt achtet. Gemeinschaften passen sich an; neue Gemeinschaften entstehen und andere schließen. Die Universalität der Mission, die die Konstitutionen des hl. Ignatius kennzeichnet, wird immer konkreter in unserer Kongregation, deren Missionen sich vervielfältigen.
Die Freude über die Zugehörigkeit zu ein und demselben Leib – sei es in Brasilien, in der D.R.Kongo, in Europa oder in Südkorea – der für die Mission zerstreut, aber durch das Band der Liebe vereint ist, ermutigt uns, die Unsicherheiten des Weges zu überwinden, um in Vertrauen vorwärts zu gehen.